Aufbruch im Rückblick
Luce Eberlein:
Aufbruch im Rückblick“
ISBN 978-3-9813211-8-0
Preis € 14,80
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Luce Eberlein:
Aufbruch im Rückblick“
ISBN 978-3-9813211-8-0
Leseprobe:
Kein Gewinn ohne Verlust
Der Weg zu dir
Die Augenblicke dazwischen
Zeitgespräche
Sieben märchenhafte Irrtümer
Luce Eberlein
Eine Frau, die schon als Kind, als Jugendliche immer wieder Gedichte schreibt, die eine wenig geliebte Ausbildung als Chemotechnikerin akzeptiert, weil sie die Tür aus engen Verhältnissen in eine weitere Welt öffnet, schließlich auch nach Deutschland.
In den ersten Monaten hier schreibt sie noch kroatische Gedichte, dann bricht das ab, ihr sprachlich-lyrischer Ausdrucksdrang verstummt für lange achtzehn Jahre.
Im Vordergrund steht zunächst die bewusst vollzogene und intensiv vorangetriebene Assimilation an Sprache, Gesellschaft, Kultur ihrer neuen Umgebung.
Kein Gewinn ohne Verlust. Die jährlichen Sommerreisen nach `Hause` machen die Spannung zwischen `einst` und `jetzt` immer wieder schmerzhaft bewusst.
Sie geht ihren Weg. Immer sicherer in der Sprache ihrer Wahlheimat, in Denken und Träumen inzwischen geprägt von dieser Sprache, glaubt sie sich in ihrem unverlierbaren harten Akzent doch ständig als `Fremde` erkannt, distanziert. Eine Selbsteinschätzung, die die kommunikativen Kontakte der eigentlich temperamentvollen, lachlustigen, lebendigen Luce Eberlein lange behindert.
Anlässlich eines starken emotionalen Erlebnisses bricht 1984 lyrische Sprache wieder aus ihr hervor - nun sind es deutsche Worte. Die Zweifel folgen auf dem Fuß - „Reflexion“. Doch der Aussagedruck ist stärker, das Schreiben festigt sich.
Sie hält sich für ein Glückskind. Doch auch wenn ihre Gedichte auf eine selbstbewusste Frau, die nie aufgibt, schließen lassen, spricht sich in ihnen auch die dunklere Seite eines Lebens unter Spannung aus. In ihren meist knappen, oft hart gefügten Gedichten finden Unsicherheit, Beunruhigung, Enttäuschung, Schatten, Trauer eine oft überzeugende Gestalt. Auch ihre Lage zwischen den Kulturen bleibt Thema, u. a. in „Verloren“ und „Sterbender Baum“.
Vielleicht ist es eben die von Zweifeln bedrängte Sprache der einstmals `Fremden`, eine lyrische Sprache, die der Sprechenden nicht leicht über die Lippen geht - die so zum angemessenen Mittel wird, der Irritation und Brüchigkeit allgemeiner Verhältnisse Form zu geben.
Rainer Luce
Reflexion
Als ich damals deine Worte
nachzusprechen versuchte Mutter
wussten wir beide nicht
dass Jahre später gerade das
ein Teil meiner Probleme sein wird
Nun weit von dir
mit der Last der fremden Sitten
und Sprachen auf dem Rücken
fühle ich einen unaufhaltbaren Druck der Worte
der Sprache
die ich nie ganz zu beherrschen scheine
Ich versuche kroatisch zu schreiben
doch fühle und denke ich deutsch
in der Sprache die ich nie zu beherrschen scheine
Ob Pantomime
ein besserer Weg wäre
meine Gedanken und Gefühle auszudrücken